Adwoa Badoe (2018): Aluta. Zürich: Peter Hammer @ Unionsverlag.

Cover des Buches

(c) Peter Hammer

Für wex zu lesen?
Für alle, die einen gut geschriebenen, spannenden Roman über die Politisierung einer Person am Beginn des eigenen Studiums lesen wollen. Für alle, die sich für die neuere Geschichte Ghanas seit den 80er Jahren interessieren. Für Menschen, die etwas lesen wollen über das Wachsen einer Person hinein in politischen Widerstand und die Herausforderungen, die dies auf der persönlichen Ebene mit sich bringt, wenn die Person mit staatlicher massiver Gewalt auf den eigenen Körper konfrontiert ist.

Der Roman beginnt mit einem Prolog, der zeitlich fast am Ende des Romans stattfindet und eine Verhörsituation inklusive Folter wiedergibt. Auf diese Weise wird ein eindringlicher Beginn geschaffen, der mich die ganze Zeit beim Lesen begleitet hat – das Wissen darum, was passieren wird im Laufe des Prozesses der langsamen Politisierung der Hauptperson. Charlotte geht mit 18 Jahren nach Kumasi, um zu studieren. Sie durchläuft dort einen langsamen Politisierungsprozess, der gleichzeitig aber auch einhergeht mit dem Gefühl frei zu sein von der direkten Beobachtung der Eltern. Das Leben schwankt zwischen Ausgehen, Treffen mit Friends und einer stetigen Politisierung. Diese wird immer dringlicher und intensiver, Charlotte kandidiert für die Studierendenvertretung und engagiert sich politisch. In und durch einen Regierungsputsch eskaliert die eigene politische Handlung, und die Gruppe von politisch aktiven Friends ist versprengt und flieht in unterschiedliche Richtungen. Die Gewalt, die Charlotte dabei erleiden muss, ist krass und umrahmt den Roman mit einem für mich offenen Ende. Es bleibt offen, wie das Leben für Charlotte weitergehen kann.

Was sonst noch?
Der Roman ist in einem heteronormativen Setting verfasst und reproduziert dies massiv. Die verschiedenen Männer, die Charlotte ‚umwerben‘, sind dabei sowas wie drei verschiedene Lebensmöglichkeiten, die hier nebeneinander gestellt werden – mit Charlotte als unschuldigem Pol. Das ist von der Idee her plakativ-gut, gleichzeitig ist diese ungebrochene Heteronormativität auch anstrengend beim Lesen. Durch die den Roman framenden Gewaltszenen zu Beginn und am Ende ist er trotz seines leichten und schnellen Schreibstils auch hart zu lesen.

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